Friday, November 7, 2014

NS-Verbrecher in Amerikas Diensten

NEUE STUDIe
28. Oktober 2014
Während des Kalten Krieges haben amerikanische Geheimdienste mindestens tausend ehemaliger Nazis beschäftigt. Darunter waren hochrangige Massenmörder. 

Am heutigen Dienstag erscheint in den USA «The Nazis Next Door: How America Became a Safe Haven for Hitler´s Men» von Eric Lichtblau, einem auf Justiz und Gesellschaft spezialisierten Reporter bei der New York Times. In seinem Buch greift der Pulitzer-Preisträger ein altes Thema auf: die Indienstnahme ehemaliger Nazis durch amerikanische Sicherheitsdienste und das Militär.
Dieser aus heutiger Sicht schockierende Aspekt des Kalten Krieges wurde seit den 1970er Jahren wiederholt auch in Bestsellern aufgegrifffen, die etwa die berühmt-berüchtigte «Operation Paperclip» beschreiben. Dabei brachten Amerikaner und Briten rund 1500 deutsche Wissenschaftler und Ingenieure aus strategisch wichtigen Branchen wie der Raketentechnik in die USA und damit aus dem Machtbereich der Sowjets.
Lichtblau untersucht dagegen den Bereich von Militär und Geheimdiensten. Aufgrund ausgiebiger Recherchen und Experten-Interviews geht er davon aus, dass die USA deutlich mehr als meist angenommen, also mindestens eintausend Nazis aus SS, Wehrmacht und Gestapo in ihre Dienste genommen und damit vor strafrechtlichen Konsequenzen ihrer Mitwirkung an Hitlers Vernichtungskrieg bewahrt haben. Darunter waren nachweisliche Massenmörder wie der Litauer Aleksandras Lileikis, der an der Ermordung von 60.000 Juden mitgewirkt hat.
Verbrecher wie Lileikis wurden als Spione und Sabotage-Spezialisten in Osteuropa, aber auch als Berater, sowie als Agenten gegen angebliche und tatsächliche Kommunisten innerhalb der USA eingesetzt.
«The Nazis Next Door» weisst anhand interner FBI- und CIA-Dokumente aus den 1980er und 90er Jahren nach, dass die Amerikaner meist keine Illusionen über ihre deutschen «Mitarbeiter» hatten und über deren Aktivitäten unter dem Hakenkreuz informiert waren. Dies erschien jedoch angesichts der als existentiell wahrgenommenen Bedrohung durch die Sowjets im Kalten Krieg als nachrangig. 
Wie Lichtblau in einer Vorab-Veröffentlichung in der gestrigen Times (http://www.nytimes.com/2014/10/27/us/in-cold-war-us-spy-agencies-used-1000-nazis.html?ref=us&_r=0) schreibt, hat sich das FBI in den letzten Jahren mit diesem trüben Kapitel der eigenen Geschichte auseinandergesetzt. Die CIA verweigerte dem Reporter dagegen jeden Kommentar. [AM]
Quelle:http://tachles.ch/news/ns-verbrecher-in-amerikas-diensten

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